„Wir machen, worauf wir Bock haben“

Augsburger Szene-Gastronom Stefan „Bob“ Meitinger empfängt die Gäste des Presseclubs in seinem Lokal am Oberhauser Bahnhof und erklärt sein Erfolgsrezept.

Gelernt hatte er einstmals Gas- und Wasserinstallateur, dann nach einer schöpferischen Pause in aller Welt sein erstes kleines Lokal um die Ecke zu Hause in der Augsburger Hammerschmiede eröffnet. Zehn Jahre war es das für Stefan „Bob“ Meitinger, bevor es mit seiner Gastro-Idee durch die Decke ging. Mittlerweile hat seine Firma über 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, deren 200 in Festanstellung, 18 Betriebe in der ganzen Republik. Wie es so weit kam und was seine weiteren Vorhaben sind, darüber sprach der 53-Jährige jetzt in seinem „Bobs“ am Oberhauser Bahnhof mit Presseclub-Vorsitzendem Wolfgang Bublies.

Es sind immer wieder überraschende Projekte, mit denen Meitinger und seine Firma aufhorchen ließen. Da übernahm der Gastronom die VIP-Terrasse im Augsburger Eishockey-Stadion, stellte das Festzelt auf dem Volksfest Lechhauser Kirchweih oder eröffnet in diesen Tagen ein Bobs-Restaurant auf Franchise-Basis im fernen Bochum. Wer ist dieser Mann, der mit seinem grauen Rauschebart, meist lässig in schwarz gekleidet und mit Kopfbedeckung behütet die Gastronomieszene in Augsburg und darüber hinaus mitgestaltet?

Ja, Installateur habe er als junger Mann, aus dem Augsburger Stadtteil Hammerschmiede stammend, gelernt, um alsbald festzustellen, dass dieses Handwerk mit seinen morgendlichen Anstrengungen nicht so seins gewesen sei. Es sei eine Phase der Selbstfindung mit Stationen in aller Welt gefolgt, als deren Resultat für Meitinger feststand: Ein Handwerksberuf, das muss er nicht haben. „Aber irgendetwas muss man ja machen in Deutschland“, so seine Erkenntnis, die ihn sein Glück als Gastwirt suchen ließ. Schon damals, 1996 mit Bobs Bar, kam sein Spitzname „Bob“ ins Spiel – ein Name, den der Gastronom inzwischen als Künstlername in seinem Ausweis trägt. So sei er schon von seinen Kumpels in Jugendzeiten tituliert worden, weil er damals – in Anlehnung an den bekannten Reggae-Musiker Bob Marley – seine Haare als Dreadlocks getragen habe. Ältere Semester erinnern sich noch an den Holzbau in der Neuburger Straße, der schon damals wegen der dort laufenden Musik beliebt war – bei denen, die die auf Rock und Punk standen. Zehn Jahre, so Meitinger, habe er in dieser Kneipe sein Auskommen gehabt. Und: Dort zu „saufen“ begonnen. Immer, wenn er mit seinen Gästen zusammen getrunken habe, sei der Umsatz gut gewesen, wenn nicht, habe die Kasse zu wünschen übrig gelassen. Bei Meitinger, inzwischen zweifacher Großvater, habe sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass es so nicht weitergehen könne. Da habe sich die Option ergeben, mit einem weiteren Bobs, einem Cafe, etwas Neues anzupacken. Das „Bobs Rock´n & Bowl“ in der Neuburger Straße legte dann den Grundstein für ein weiteres Markenzeichen von Bobs Restaurants neben dem Logo mit dem Konterfei des Chefs: das Vorhandensein einer Bowlingbahn – in welcher Ausprägung auch immer. Nicht immer gelinge dies, so Meitinger, aber wo es möglich sei, gehöre Bowling zu seinen „Bobs“-Häusern. Dieser Prämisse folgend werde auch eines der neuesten Bobs-Projekte, das noch im Umbau befindliche Lokal anstelle des bisherigen „1516“ am Hauptbahnhof mit einer solchen Bahn ausgestattet. Bezug nehmend auf den kulinarischen Bereich, der nach Fernost tendiert, solle dieses Lokal Ho-Chi-Pin heißen.

Diese seine Expansionsbestrebungen waren ein wichtiger Bestandteil des Gesprächs beim Presseclub, auch noch bei den Fragen des Publikums. Ob er nicht die Gefahr sehe, sich irgendwann zu verzetteln, wurde Meitinger da gefragt. Als Gefahr sehe er das nicht, eher als Normalfall in seinem Business. „Eigentlich verzetteln wir uns ständig“, so Meitinger mit Blick auf seine neuesten Projekte, zu denen auch ein Kiosk am Augsburger „Lido“ Kuhsee gehört. „Wir machen einfach, worauf wir Bock haben“, so Meitinger, der ein gewisses Zaudern und Zögern als zum Augsburger Naturell gehörig charakterisierte – das bei ihm wohl nicht sehr ausgeprägt sei. Es gebe in seinem Team keine spezielle Expansionsabteilung, gleichwohl prüfe man gründlich, wenn sich irgendwo eine Chance für eine Neueröffnung biete. Das sei so gewesen beim Bobs in Herbrechtingen (Baden-Württemberg), ebenso wie jenem in Fürth. Dass es demnächst Bobs-Restaurants in Bochum, in Düsseldorf, möglicherweise auch in Frankfurt, Berlin und in Dresden geben werde, liege an Franchise-Konzessionen, die man mit Partnern dort anstrebe.

Bezogen auf sein möglicherweise einmaliges Engagement als Bierzelt-Festwirt stellte Meitinger klar, dass eine Prämisse immer sein müsse, dass sich ein Betrieb trotz allem rentabel führen lassen müsse. Das habe man auch beim Festzeltbetrieb geprüft und beim „Runden Tisch“ mit Vertretern der Stadt besprochen – und sei dann aus seiner und der Sicht seines Teams zu dem Entschluss gekommen, dass es so, wie es seitens der Stadt gewünscht sei, nicht klappen könne. Was er bedauere, denn als halber Lechhauser sehe er sich in gewisser Weise diesem Volksfest verpflichtet. Ein ausdrückliches Lob stellte Meitinger dem aus seiner Sicht sehr bemühten Ordnungsreferenten Frank Pintsch aus, während er dies anderswo in der Stadtverwaltung nicht erkennen könne.

„Weil wir Bock darauf haben“ – das steht laut Meitinger auch vornan, wenn es um die kulturellen Bemühungen bei „Bobs“ gehe. In erster Linie steht das Festival „Sommer am Kiez“ (SAK), mit dem Meitinger und sein Team seit Jahren den Platz zwischen dem Oberhauser Bahnhof und dem dortigen „Bobs Fast and Slowfood-Restaurant“ bespielen. Konzerte von Bands aus dem Bereich Rock und Punk, also ähnlich wie die Musik in den Gasthäusern, bestimmen dabei den Ton. Heuer zum zweitem Mal nutzt das SAK-Team auch das Gelände des ehemaligen Augsburger Gaswerks, eben für solche (größeren) Bands, die mit dem Erlös der rund 1000 Gäste am Oberhauser Bahnhof nicht zu finanzieren seien.

Bob, der Teamplayer: Das war eine Botschaft, die den Worten eines seiner leitenden Mitarbeiter, dem Geschäftsführer Chris Ress, zu entnehmen war. Was denn das Besondere am „Chef“ Bob Meitinger, sei, das, was diesen einzigartig mache, das, was auch seinen Unternehmenserfolg erklären könnte? Zunächst nannte Ress jenes von allen Mitarbeitern bestaunte Erinnerungsvermögen von Meitinger an Umsatzzahlen und Ertragsergebnisse, von denen man enorm profitiere. Meitinger wisse oft noch „auf die Halbe genau“, wie ein Festabend oder eine Veranstaltung abgeschlossen habe, und er wisse auch noch, dass es daran lag, dass damals ein Fußballspiel im Fernsehen lief, zeitgleich eine große städtische Veranstaltung war – oder auch nicht. Fehler zu vermeiden, das sei eine wichtige Maxime in der Gastronomie mit ihren recht geringen Margen, hatte Meitinger zuvor erklärt. Und dann sei da der Teamplayer Bob, der bei all seinen Entscheidungen seine Mitarbeiter mit einbeziehe. Er selbst sei es, der ganz gerne „mal herumspinnt“, so Meitinger, seine Mitarbeiter seien es dann, die für die dazu passende „Struktur“ und Organisation sorgten. 

Ganz offensichtlich noch in der Findungsphase steckt Meitinger, was seine neuerdings entdeckten politischen Ambitionen anbelangt. Kürzlich wurde er von der Partei „Die Partei“, bekannt durch die Galionsfigur Martin Sonneborn, ehemaliger Kabarettist und jetziger Europaabgeordneter, als Kandidat für den Landtag vorgestellt. Meitingers erstgenannte Ziele als Abgeordneter: Es müsse ja wohl eiligst verboten werden, dass manche Menschen ihre Weißwurst mit Ketchup essen. Ebenso wie es nicht sein dürfe, dass Menschen sich Limonade und Ähnliches in ihr Bier mischten. Schließlich versuchte sich Meitinger dann doch etwas diplomatischer: Sollte er gewählt werden, wolle er bei wichtigen Entscheidungen im Landtag zuvor bei den Augsburgerinnen und Augsburgern nach deren Ansicht fragen und sein Abstimmungsverhalten darauf ausrichten.

Michael Siegel


Fotos: Michael Siegel