Der Runderneuerer

Jubiläumsausstellung zum 450. Geburtstag des Augsburger Stadtbaumeisters Elias Holl im Maximilianmuseum

Berlin hat Friedrich Schinkel, München hat Leo von Klenze. In Augsburg hat Elias Holl (1563 – 1646) schon Jahrhunderte vor Schinkel oder Klenze dem Stadtbild seinen Stempel aufdrückt. 2023 wird in Augsburg der 450. Geburtstag des Architekten gefeiert. Verbunden ist dies mit einer großen Jubiläumsausstellung im Maximilianmuseum (noch bis 17. September), die jetzt eine Gruppe des Augsburger Presseclubs besucht hat. Vor einer Führung durch die Schau erläuterte Ausstellungsmacher Christoph Emmendörfer im Gespräch mit Marion Buk-Kluger, stellvertretender Presseclub-Vorsitzender, seine Herangehensweise.

Die Herausforderung: Nach den Ausstellungen von 1946 (300. Todestag, im Schaezlerpalais), 1973 (400. Geburtstag, im Holbeinhaus) und 1985 (Augsburger 2000-Jahr-Feier, Goldener Saal und Fürstenzimmer im Rathaus) handelt es sich nunmehr um die vierte neuere Ausstellung der Stadt zu Ehren ihres einstigen Werkmeisters. Mit dieser, so Emmendörfer, sei jetzt der Versuch unternommen worden, gleichsam eine Geschichte zu erzählen, einen Leitgedanken in den Vordergrund zu stellen. Als da sei die Absicht Holls (und seiner Förderer im damaligen Augsburger Magistrat), quasi die ganze Stadt rundzuerneuern und an die neuen Erfordernisse der damaligen Zeit anzupassen. Und da gab es manche Baustelle. Holls Wichtigste, verbunden mit seinem prominentesten Bauwerk: Das Augsburger Rathaus das er komplett neu erbaute. Weil der Vorgängerbau, so Ermmedörfer, aufgrund verschiedener vorangegangener Erweiterungen geradezu labyrinthisch anmutete – und für in der Stadt gewünschte Reichstage nicht mehr in Frage zu kommen schien. Stattdessen war der Kaiser mit seinem Gefolge in einem nahe gelegenen Patrizierpalast eingekehrt. Schon 1620 konnten in Holls Neubau erste Ratssitzungen nach dem Abriss des Vorgängerbaus im Jahr 1614 stattfinden, bevor 1624 die Ausstattung des Gebäudes samt des bekannten, repräsentativen goldenen Saals (nicht von Holl) endgültig abgeschlossen wurde. Für Reichstage in Augsburg war allerdings die Zeit abgelaufen. Auch an manch anderer Stelle schuf Elias Holl mit mehreren seiner rund 100 Bauwerke Epochales für Augsburg. Beispielsweise mit der Stadtmetz, die er über einen Stadtkanal baute, wodurch besser gekühlt und gereinigt werden konnte. Zu den technischen Bauten Holls gehörten unter anderem die Wassertürme oder die Verbesserung der Stadtbefestigung. Der Baumeister verbreiterte, so Emmendörfer, Straßen und er schuf (somit) Plätze in der Stadt. Neben seiner Arbeit als Stadtbaumeister (von 1602 bis 1635) wirkte Holl als Baugutachter, Sachverständiger oder half bei der Erarbeitung von Steuerbescheiden.

Elias Holl, der von zwei Frauen insgesamt 21 Kinder hatte, wurde durch seine Arbeit vermögend, so Emmendörfer. Weil er evangelischen Glaubens war und in der katholisch geführten Stadt davon nicht abschwören wollte, wurde er schließlich aus seinem Amt entlassen (Restitutionsedikt).

Die Ausstellung im Maximilianmuseum erstreckt sich über drei Geschosse und präsentiert insgesamt 343 Ausstellungsstücke. Urkunden, Schriftstücke oder Planzeichnungen – einige Stücke sind erstmals in Augsburg zu sehen – zählen ebenso dazu wie zeitgenössische oder spätere (Holz-)Modelle verschiedener Bauwerke. Skizzen und Gemälde sind vertreten, auch Kunstgegenstände oder zeitgenössische Schmuckstücke. Zur Ausstellung ist ein reich ausgestatteter Katalog erschienen, „vier Kilo Holl“, so Emmendörfer. 

Anschließend an das einführende Gespräch geleiteten Christine Andrä und Ina Leistner-Winkler die Besucher des Presseclubs durch die Ausstellung, sodass keinen Fragen in Sachen Elias Holl übrigblieben.

Michael Siegel


Fotos: Michael Siegel