Klartext reden und den Worten Taten folgen lassen

Fabian Amini, Geschäftsführer des Verkehrsgesellschaft Go-Ahead, spricht im Augsburger Presseclub über die Probleme beim Start des Schienennahverkehrs in Bayerisch-Schwaben und die Kommunikation dazu

Nur noch wenige Tage bis zum Start in ein neues Bahn-Zeitalter in Augsburg und Schwaben – da lässt Anfang Dezember 2022 die Verkehrsgesellschaft Go-Ahead mit einer Pressemitteilung aufhorchen. Man werde den Fahrplan wie in der zuletzt bekannten Form nicht aufrecht erhalten können, da es nicht gelungen sei, rechtzeitig genügend Lokführer aufzubieten. Fabian Amini, Geschäftsführer von Go-Ahead, stellte jetzt auf dem Podium beim Augsburger Presseclub dar, dass es nie eine Überlegung gegeben habe, mit dieser für sein Unternehmen wenig schmeichelhaften Kunde hinter dem Berg zu halten und abzuwarten, was passiert. Die Vorstellung, am ersten Tag von Go-Ahead in Bayerisch-Schwaben vielleicht hunderte von Bahnpendlern im Unklaren und auf den Bahnsteigen frieren zu lassen, weil Züge ausfallen müssen, sei unvorstellbar gewesen. Die klare und aufrichtige Kommunikation dazu sei alternativlos gewesen. Sagt Amini sinngemäß und erhält Applaus aus dem Publikum dafür, sich anders verhalten zu haben als etwa mehrere Automobilunternehmen mit den Abschalteinrichtungen bei ihren Dieselmotoren. Der 47-jährige Bahn-Manager war zu Gast im Clubraum des Augsburger Presseclubs, wo er sich den Fragen von Presseclub-Vorsitzendem Wolfgang Bublies stellte. Die der Ankündigung von Startschwierigkeiten folgende Medienschelte und die Proteste der Bahnnutzer haben man aushalten und hinnehmen müssen, so Amini. Aber: Man habe schon damals Anfang Dezember 2022 versprochen, schnellstmöglich für Besserung zu sorgen – und man habe Wort gehalten. Jedoch: Zunächst gab es einen weiteren Rückschlag für die neue Verkehrsgesellschaft mit ihren blau-weißen Zügen: Ausnahmslos alle der 66 neuen Triebfahrzeuge des Herstellers Siemens zeigten für viele überraschende Probleme mit Kälte und Feuchtigkeit. Reihenweise blieben die Züge stehen und mussten ausnahmslos alle zurück in die Werkstatt, um Nachbesserungen zu erfahren. Erneut vergehen Tag um Tag mit Problemen bei der Fahrgastbeförderung – und Go-Ahead sieht sich medialer Kritik ausgesetzt. Getreu der alten Medienweisheit „schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten“ habe man bei Go-Ahead einmal mehr einstecken müssen, so Geschäftsführer Amini. Aber dann habe die Berichterstattung nachgelassen, ein sicheres Indiz, dass alles normal zu laufen begonnen habe. Bis, ja bis Berichte über Baustellen im Gleisnetz erneut für Beeinträchtigungen sorgen werden. Obwohl sein Unternehmen nichts für diese Arbeiten könne, habe man wieder in der Kritik gestanden und die Unzufriedenheit der Kunden zu spüren bekommen, so Amini. Der Go-Ahead-Chef stellte klar, dass sein Unternehmen weiter daran arbeiten werde, die allen Fahrgästen versprochenen Leistungen, Verbesserungen zu bieten. Nicht nur, um Strafzahlungen zu vermeiden, die die Bayerische Eisenbahngesellschaft als Sanktion für nicht erbrachte Dienste angekündigt hat. Sondern weil es auch der Anspruch seines Unternehmens sei, alle Kunden zufriedenzustellen. 

Drei Punkte benannte Amini, die es in der nächsten Zukunft abzuarbeiten gebe. Zunächst gelte es, die Fahrgast-Info zu verbessern. Das setze aber auch voraus, dass Go-Ahead von der DB Netz rechtzeitig über anstehende Baustellen informiert werde. Ein wichtiges Thema bleibe die Personalknappheit. Bei rund 300.000 Arbeitnehmern, die in Deutschland aktuell jedes Jahr weniger würden, sei Go-Ahead aber bei weitem nicht das einzige Unternehmen, das mit diesem Problem zu kämpfen hat und weiter haben wird. Große Hoffnungen setze Go-Ahead auf seine Akademie, nach jener der Deutschen Bahn die Zweitgrößte in Deutschland zur Ausbildung von Zugpersonal. Nicht zuletzt gelte es, in Sachen Pünktlichkeit und Stabilität voranzukommen. Verbesserungen seien bereits spürbar, es gebe aber noch Luft nach oben. Amini machte aber auch klar, dass mit dem Auftraggeber für den Schienennahverkehr, im konkreten Fall mit dem Freistaat Bayern zu sprechen sein werde. Denn die Parameter, die gegolten hatten, als sich Go-Ahead vor über fünf Jahren den Erfolg bei der Ausschreibung für die jetzt bedienten Strecken gesichert habe, gelten jetzt nicht mehr. Der nun zu spürende Fachkräftemangel sei damals ebenso wenig zu erkenn gewesen wie die drastischen Kostensteigerungen auf dem Energiesektor. Es müsse aber das legitime Ziel von Bewerbern wie Go-Ahead sein, für sein eingesetztes Kapital eine akzeptable Rendite erwirtschaften zu können. Davon könne derzeit aber keine Rede sein, weil zu wenig Geld im System sei. Fände man keinen Weg zueinander, dürfe sich niemand wundern, wenn sich bei künftigen Streckenausschreibungen keine Bewerber mehr fänden.

Im August 2018 erhielt die Go-Ahead Verkehrsgesellschaft Deutschland einen Betreiberzuschlag im sogenannten „Elektronetz Allgäu“. Seit Dezember 2021 bis mindestens Dezember 2033 wird Go-Ahead auf der Linie München – Buchloe – Memmingen – Lindau verkehren. Im Dezember 2018 sicherte sich das Unternehmen auch den Zuschlag für die Achsen von Würzburg, Ulm und Aalen über Augsburg bis München, wo zum Fahrplanwechsel Ende 2022 der Verkehrsbetrieb aufgenommen wurde. Für die beiden Verkehrsverträge im Freistaat Bayern wurde 2019 die Betriebsgesellschaft Go-Ahead Bayern GmbH mit Sitz in Augsburg gegründet und im Juli 2019 ein Büro in der Augsburger Morellstraße bezogen. Ein Wartungsstützpunkt wurde im Gewerbegebiet Langweid-Foret im Landkreis Augsburg gebaut. 

Nachdem die Muttergesellschaft Go-Ahead Group zunächst 1987 aus mehreren Busunternehmen in Großbritannien entstand und später als börsennotierte Aktiengesellschaft auch nach Norwegen, Singapur, Irland und Deutschland expandierte, wurde sie 2022 von einem australischen Busunternehmen und einem spanischen Verkehrsinfrastrukturbetrieb übernommen. Fabian Amini (47) stieg Anfang 2022 in die Geschäftsführung der deutschen Go-Ahead Gesellschaften ein und wurde als CEO neben Patrick Verwer als Geschäftsführer tätig. Amini hatte seine Karriere bei der Deutschen Bahn begonnen, wo er über elf Jahre in unterschiedlichen Funktionen tätig war, bevor er Mitte 2015 zur Transdev GmbH wechselte. Dort war er als Geschäftsführer tätig, zuletzt als Vorsitzender der Geschäftsführung der Bayerischen Oberlandbahn GmbH und Bayerischen Regiobahn GmbH (BRB).

Michael Siegel


Fotos: Michael Siegel