Japanische Autos im schwäbischen Tram-Depot


Zu Gast im Mazda Classic Automobil Museum Frey

Als sie vor über fünf Jahren das leer stehende älteste Augsburger Straßenbahndepot am Senkelbach samt Gelände gekauft hatten, erwarben sie eine Ruine. Seitdem ist viel geschehen, sind aufwendige Sanierungsarbeiten vorgenommen worden und ist etwas nicht nur für Augsburg Einzigartiges entstanden: Vater Walter sowie seine beiden Söhne Joachim und Markus Frey haben unter dem Titel „Mazda Classic – Automobil Museum Frey“ das einzige Museum der japanischen Automarke Mazda außerhalb von Japan verwirklicht. Seit knapp einem Jahr ist die Schau nun zu sehen, jetzt haben sie auch die Mitglieder des Augsburger Presseclubs besucht. In dem Gebäude mit der historischen Holzkonstruktion und dem offenen Dachstuhl sind auf 1500 Quadratmetern rund 50 Modelle der Marke zu sehen. Modelle, die die Freys in den 40 Jahren ihrer Firmengeschichte als Mazda-Händler aus aller Welt zusammengetragen haben.


Ihren Anfang nahm die Sammlung 1980 mit dem ersten Mazda Cosmo Sport, den Walter Frey im amerikanischen New Jersey entdeckte und kaufte. Heute gilt dieser Wagen den Freys als Prunkstück unter allen ausgestellten Fahrzeugen. Seine Sammelleidenschaft gab Walter Frey an seine Söhne weiter. Gemeinsam haben Sie die größte Sammlung an Mazda-Serienfahrzeugen der Welt geschaffen. 120 Fahrzeuge repräsentieren die Typen- und Baureihen, die der japanische Autobauer seit den 1930er-Jahren herausgebracht hat.
Zusätzlich zu der Autoschau umfasst das neu geschaffene Museum einen rund 600 Quadratmeter messenden Event-Raum (die ehemalige Straßenbahn-Werkstatt), der für die verschiedensten Veranstaltungen und Feierlichkeiten gemietet werden kann – mit und ohne die Option des Museumsbesuches.
Während das neue Museum von den Augsburgern bisher noch mit einer gewissen Reserviertheit angenommen werde, erfreue es sich bei Besuchern aus aller Welt schon eines recht großen Zuspruchs, so die Frey-Brüder. Aus aller Welt – das ist auch die Devise bei der Herkunft der gezeigten Mazda-Modelle. Denn, so beschrieben es Joachim und Markus Frey, viele ihrer automobilen Schätze seien einstmals irgendwo in Australien, den USA, Japan, der Schweiz gefahren. Hier haben sie die Freys aufgespürt, lange bevor das Internet richtig zum Laufen gekommen sei, aufgespürt und nach Deutschland geholt. Für den Vater und seine beiden Söhne war und ist es eine Herzensangelegenheit, die Fahrzeuge – soweit nötig – in mühevoller Kleinarbeit persönlich zu restaurieren und in fahrbereiten Zustand zu versetzen. Denn das betonen die Freys, alle Modelle, die sie ausgestellt haben, sind, ganz gleich wie alt, wieder fahrbereit.


Keimzelle des Madza-Museums ist das jetzige Mazda-Autohaus der Familie Frey. Markus Frey hatte als junger Mechaniker 1972 in Gersthofen eine damals markenunabhängige Autowerkstatt eröffnet. Einigen Jahren als Lada-Händler sei dann 1978 der Schritt hin zu Madza gefolgt. Der Vater habe seine Firma vergrößert, in der damals in Deutschland Fuß fassenden japanischen Automarke als Repräsentant der ersten Stunde einen vertrauensvollen und verlässlichen Partner gefunden. Eine Beziehung, die heuer in ihr 40. Jahr geht.
Große Schautafeln im Mazda-Museum zeigen wesentliche Daten und Fakten der Geschichte dieser Marke auf. Beginnend mit der Gründung 1920 als Unternehmen zur Fertigung eines Kork-Ersatzstoffes hin zur Automobilschmiede. Wobei am Anfang der Firmengeschichte motorisierte Dreiräder gestanden haben, die seinerzeit die japanische Insel nicht verlassen hatten und die ausschließlich für Unternehmen gebaut worden waren. Ein solches Modell eines GB-Dreirades aus dem Jahr 1950 stellt das älteste Exponat im Augsburger Mazda-Museum dar. Mit Modellen der 360-Reihe kamen die ersten Automobile der Marke auf den Markt, Modelle, die im Falle des R 360 an das aus Deutschland bekannte Goggomobil erinnerten. Wie sehr das Basteln an den verschiedenen mobilen Schätzen eine Herzensangelegenheit für die drei Freys ist, beschrieben die Brüder mehrfach beim Inspizieren der einzelnen Modelle der Schau. So im Falle der Modelle K 360 und Carol P 360, die mit demselben Motor ausgerüstet sind wie der R 360.
Nicht fehlen dürfen Modelle der Baureihe RX 3, den ersten Mazda-Modellen, die in der Zeit um 1975 auch nach Europa, auch Deutschland in den Verkauf kamen. Wobei, auch das erfuhren die Besucher vom Presseclub, die Bezeichnung RX bei Mazda stets für Modelle mit Kreiskolbenmotoren nach Entwürfen des Motor-Ingenieurs Felix Wankel steht. Gerade die außergewöhnliche Technik des Wankelmotors sei es gewesen, die ihren Vater veranlasst habe, sich der Marke Mazda zuzuwenden. Freilich gehören zu der Schau in Augsburg auch Modelle der Baureihe 323, jene Autos, die denen entsprechen, die von Mazda Frey seinerzeit am Anfang der Firmengründung verkauft worden waren.


Ein besonderes Ausstellungsstück ist ein Kleinbus der Marke Mazda Parkway, von dem wohl nur rund 20 Stück gebaut worden waren und von dem möglicherweise nur mehr das Modell im Augsburger Museum erhalten geblieben ist. Nicht nur deswegen gilt es den Freys als eines der Lieblingsstücke ihres Museums. Freilich macht das Augsburger Museum nicht Halt bei Modellen der 70er Jahre. Zahlreiche „Youngtimer“ aus den 90ern und danach ergänzen die Schau. So ein Modell des Mazda Eunos Cosmo, eines Exoten von 1992, bei dem Mazda versucht habe, mit einer eigenen Linie Fuß zu fassen in einem gehobenen Fahrzeug-Segment.
Einen besonderen Platz nimmt ein Mazda-Unikat ein, das nur begrenzte Zeit in Augsburg zu sehen ist. Es ist ein Sondermodell des Mazda MX-5 Superlight, das als besonders leichtes und reduziertes Modell konzipiert worden ist. Eine Windschutzscheibe hat es nicht, dafür Helme im Kofferraum.
Im Augsburger Mazda-Museum stehen in nächster Zeit zwei Sonderausstellungen an. So ab Anfang April zur „Mazda Garage – das Original“, zu deren Eröffnung am 8. April Det Müller, Chefschrauber des Motormagazins Grip, in Augsburg erwartet wird.
Und dann beginnt mit dem „Tag des Museums“ am 13. Mai 2018 eine weitere Sonderschau zum Modell Mazda RX 7. Zu diesem Anlass werden die Freys einige andere Modelle aus ihrem Museum herausnehmen und sie mit verschiedenen Modellen dieser besonderen Baureihe ersetzen.


Das „Mazda Classic – Automobil Museum Frey“ in der Wertachstraße 29 in 86153 Augsburg ist täglich außer Montag von 10 bis 18 Uhr geöffnet, auf Anfrage sind auch Führungen möglich. Für Besucher stehen Parkplätze direkt am Museum zur Verfügung, zudem gibt es direkt vor dem Museum die Straßenbahnhaltestelle „Senkelbach“.
Michael Siegel


Fotos: Klaus F. Linscheid