Besuch im Ballonmuseum Gersthofen


Das erste seiner Art weltweit

Es war das erste Museum seiner Art in der Welt und beherbergt bis heute die einzige systematische Schau ihrer Art weltweit: das Ballonmuseum in Gersthofen. Dem im Jahr 2003 im Zentrum der Augsburger Nachbarstadt erbauten Museum galt jetzt ein Besuch des Augsburger Presseclubs. Als Gastgeber empfingen Museumsleiter Dr. Thomas Wiercinski und Kunsthistorikerin Dr. Yvonne Schülke die Gäste.


Wiercinski zeigte die vielfältigen Bezüge Gersthofens zur Ballonfahrt auf, die zu dem Museumsbau geführt hatten. Seit 1902 und bis heute besitzt der Freiballonverein Augsburg in Gersthofen einen Ballonstartplatz, einen der wenigen verbliebenen Plätze für Gasballons weltweit. Ein Grund dafür sei die nahegelegene ehemalige Firma Hoechst, von deren Gelände aus es eine Pipeline für Ballongas zum Startplatz gebe. War früher die Augsburger Firma Riedinger einer der wichtigsten Ballonfabrikanten, so findet sich heute in Augsburg-Oberhausen mit der Firma Wörner ein renommierter (Gas)Ballon-Hersteller.


Mit der Aeronautik-Sammlung des Ballonpioniers Alfred Eckert gelangte seit 1980 der Grundstock für ein Museum in Gersthofer Besitz. 1985 wurde das Gersthofer Ballonmuseum im Wasserturm eröffnet, das bis heute die Sammlung Eckert beherbergt. 2003 kam dann der Neubau gleich nebenan hinzu. Hier werden auch zahlreiche Dauerleihgaben, beispielsweise aus dem Deutschen Museum in München, gezeigt.


Zentrales Objekt im neuen Ballonmuseum ist das mächtige Modell eines Gasballons mit Schiff (statt Korb), ein originaler Nachbau eines Flugobjekts, mit dem der Freiherr von Lütgendorf 1786 als erster Deutscher den Luftraum erobern wollte. Nur drei Jahre nach der ersten Ballonfahrt der Gebrüder Montgolfier aus Frankreich scheiterten Lütgendorfs Flugversuche aber sowohl am Augsburger Siebentischwald wie auch in Gersthofen, was seinem Ballon den Spottnamen „Erdlieb“ einbrachte.


Freilich widmet das Ballonmuseum in Gersthofen Pionieren wie den Gebrüdern Montgolfier und ihren Unternehmungen eigene Abteilungen, ebenso wie andern Luftfahrt-Begeisterten. Historische Bezüge wie das Prinzip des Archimedes gehören ebenso zur Schau wie ein begehbarer, „schwereloser“ Gasballonkorb. Zu sehen ist auch das Modell einer geschlossenen Kapsel, mit der der Brüsseler Physikprofessor Auguste Piccard (auch von Augsburg aus) den Weltraum aus dem Ballon erschloss.


Und dann die kulturgeschichtlichen Komponenten der Ballonfahrt, die das Museum darstellt: Man konnte Landkarten von oben aus der Luft deutlich verbessern, man entwickelte Wettermessballone. „Ballonmanien“ entstanden und brachten besondere Kleider oder Leuchter hervor.


Unten im Hause werde, so Thomas Wiercinski, auch Theater gespielt mit einem exklusiven Stück, das die Geschichte der Ballonfahrt darstellt. Darüber hinaus sollen auch weiterhin historische Stummfilme präsentiert werden und es werde astronomische Vorträge geben.


Das Gersthofer Ballonmuseum steht in der Bahnhofstraße 12 und ist telefonisch zu erreichen unter 0821 / 2491-506. Öffnungszeiten sind Mittwoch bis Freitag von 13 bis 17 Uhr, Donnerstag 10–19 Uhr,
Samstag, Sonntag und feiertags von 10 bis 17 Uhr. Näheres unter www.ballonmuseum-gersthofen.de
Michael Siegel


Fotos: Klaus F. Linscheid