Große Kunst und „altes Glump“


Rundgang in der Ausstellung „Wasser Kunst Augsburg. Die Reichsstadt in ihrem Element“ im Augsburger Maximilianmuseum

Gut möglich, dass Augsburg demnächst neben der Klosterinsel Reichenau im Bodensee oder den Berliner Siedlungen der Moderne auf der Liste der UNESCO-Weltkulturerbestätten steht.

Augsburg strebt eine Aufnahme in die namhafte Liste an mit den Themenbereichen Wasserbau und Wasserkraft, Trinkwasser und Brunnenkunst. Vielfältig sind die Aktivitäten rund um die laufende Bewerbung, auch Augsburger Museen wirken mit. Noch bis Ende September läuft im Maximilianmuseum in der Augsburger Fußgängerzone die Sonderausstellung „Wasser Kunst Augsburg. Die Reichsstadt in ihrem Element“, die jetzt eine große Zahl interessierter Mitglieder des Presseclubs auf Einladung von Augsburgs Museumschef Christof Trepesch besuchte.

Trepesch empfing die Gäste persönlich im Viermetz-Innenhof des Museums im Angesicht des bronzenen Neptuns (in Kopie) nach einem Entwurf von Georg Petel (er lebte seit 1625 in Augsburg), angefertigt 1628/1629 von Wolfgang II Neidhard. Nach einer kurzen Einführung in die Schau übergab Trepesch an den Kunstvermittler Ernst Weidl, der die Gäste durch die Ausstellung führte. Vorbei an den monumentalen Brunnenfiguren von Hercules und Merkur galt einer kleinen, aber besonderen Skulptur die Aufmerksamkeit: Aus dem Florenz der 1560er Jahre ist der fliegende Merkur von Giambologna gleichsam als künstlerische Quelle für die berühmten Augsburger Brunnenfiguren von Adriaen des Vries und Hubert Gerhard zu sehen. Vier Personifikationen der Augsburger Hauptgewässer vom Beckenrand des Augustusbrunnens, Lech, Wertach, Singold und Brunnenbach sowie die Delfine haltenden Putti und Hermen vom Brunnenpfeiler des Augustusbrunnens sind erstmals im Maximilianmuseum zu sehen.

Derartige Bronzeskulpturen sind aber nur ein Themenbereich der Schau. In verschiedener Form zu sehen gibt es Bilder, Skizzen, Pläne, Grafiken, Urkunden und ähnliche Dokumente. So wie das Gemälde „Der Augsburger Rathausplatz (im Winter)“ von Heinrich Vogtherr um 1530. Sehr bedeutsam ein kleines handschriftliches Dokument, ein Wasserbrief aus dem 16. Jahrhundert. Belegt es doch, dass sich schon damals wohlhabende Bürger der Stadt fließendes Wasser für ihre Brunnen, ihre Gebäude bei der Stadt gekauft haben.

Geradezu berühmt ist das Augsburger Maximilianmuseum für seine Sammlung an hydrotechnischen (Holz-)Modellen verschiedener Anlagen und Bauwerke aus dem 17. bis 19. Jahrhundert. Kaum zu einem Thema passen sie so gut wie jenem des Wassers, denn nicht wenige dieser Modelle zeigen Mühlen, Pumpen oder Wehranlagen. Immer wieder stößt man dabei auf den Namen von Caspar Walter, einem genialen Schreiner seiner Zeit, der von 1741 bis 1768 in Augsburg arbeitete und von dem mehrere der gezeigten Modelle stammen.

Nicht fehlen dürfen in der Ausstellung Querverbindungen zwischen Augsburg als Stadt der Silberkunst und des Wassers. Ein besonderes Beispiel ist das Abbild des Augustusbrunnens, das die Stadtväter als Hochzeitsgeschenk für König Ludwig II haben anfertigen lassen. Nachdem es bekanntlich nie zu einer Hochzeit des „Kini“ gekommen ist, blieb das (funktionsfähige) Silberschmuckstück in Augsburg. Weiter zu sehen sind silberne Taufkannen und Zunftpokale, Willkommbecher oder Parfümfläschchen. Aber auch ganz Weltliches fehlt nicht: so eine barocke Feuerlöschspritze oder lederne Löscheimer. Solches „altes Glump“ habe erst kürzlich seinen Weg aus dem Besitz einer älteren Augsburgerin ins Museum gefunden, berichtete Ernst Weidl.

Audioguides für Erwachsene und Kinder, Digitalstationen, Überblicks- und Themenführungen, ein umfangreiches Vortrags- und Veranstaltungsprogramm und ein umfangreicher Katalog vermitteln die Inhalte der Ausstellung und die Themen der Augsburger Wasserwirtschaft. Geöffnet ist die Schau Dienstag inklusive Sonntag von 10 bis 17 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr.

Michael Siegel


Fotos: Michael Siegel