Zwischen Schreibpult und Plattenteller


Clubabend mit dem Autor, Journalisten und Disc-Jockey Franz Dobler

Als Autor ist Franz Dobler seit vielen Jahren tätig, schrieb Romane, Gedichte, Übersetzungen, arbeitet an Musik-Fachwerken. Seit er im Jahr 2015 den deutschen Krimipreis erhielt, gelang ihm quasi der Durchbruch als Erfolgsschriftsteller. Geschafft hat er ihn mit seinem Krimi „Der Bulle im Zug“, dem er 2016 „Ein Schlag ins Gesicht“ folgen ließ. Ob er jetzt als Bestseller-Autor unterwegs sei – diese und weitere Fragen vom stellvertretenden Presseclub-Vorsitzenden Alfred Schmidt (Augsburger Allgemeine) beantwortete Dobler jetzt beim Clubabend im Georgenkeller des Presseclubs.


Bestseller-Autor, davon könne man wohl erst reden, wenn man es in die Spiegel-Liste geschafft habe. Und nachdem er da noch nicht aufgetaucht ist, treffe diese Bezeichnung auf ihn noch nicht zu, so Dobler. Wie weit denn der Krimi-Preis seine Position im Verlag gestärkt habe, wollte Schmidt eingangs wissen. Laut Dobler habe der undotierte Preis an seinem Verhältnis zu seinem Verlag nicht viel verändert, weil er auch schon zuvor habe machen können, was er wollte. Der Preis sei auch nicht ursächlich dafür, dass dem ersten Krimi-Band mit der Ermittlerfigur Robert Fallner ein Zweiter folgte. „Ich wusste schon vor Ende des ersten Bandes, dass ich eine zweiten machen will. Es macht mir Spaß, bringt mir etwas“, erklärte der Autor. An beiden Bände habe er etwa ein Jahr geschrieben. Und ein künftiger dritter Band? „Das weiß ich nicht, ich glaube ja, hoffentlich“, gab Dobler sich offen. Auf Gemeinsamkeiten zwischen dem Autoren und seinem Kommissar Fallner habe er es nicht angelegt, „aber ich musste nichts hinein-erfinden. Ein Zugeständnis an Doblers Vita: Seine Hauptfigur sollte Musikfan sein. Dass sie realistisch ist, habe er bei einer Lesung im Bonner Kulturpolizeiverein erfahren, mit 200 Polizisten und einem Orchester. „Niemand kam und sagte, es ist Unsinn, was sie schreiben, und das freut einen“, so Dobler.
Erste Vorarbeiten laufen laut Dobler für eine Verfilmung seiner Stoffe. Es gebe eine Drehbuchfassung, mehr noch nicht. Er selbst sei daran nicht beteiligt, aber: „Ich glaube, ich hätte es genau so gemacht, wenn ich es gekonnt hätte.“ Dann die Frage nach seiner persönlichen Arbeitsweise, dem Arbeitstag eines Schriftstellers. Dobler bekundete, dass er am liebsten tagsüber so von 10 bis 17 Uhr schreibe, es verschiebe sich aber oft in die Nacht. Er finde es plausibler, nächtlich Ereignisse in seinen Büchern abends zu schreiben. „Ich bin flexibel, brauche keine Stechuhr“. Dobler setze sich kein Limit, schreibe manchmal zwei Zeilen pro Tag, „die ich dann wieder lösche, dann schreibe ich zehn Seiten täglich an drei Tagen, schmeiße die Hälfte wieder weg.“ Er habe gelernt, verschoben zu schreiben: Der ursprüngliche Anfang eines Buches rücke dabei in die Mitte. Wird ein Buch besser durch das Lektorat? „ Auf jeden Fall“, so Dobler, „es gibt Dinge, auf die ich selbst nicht gekommen wäre.“
Ein weiteres Thema des Abends war der von Alfred Schmidt so genannte „Dobler-Sound“, sein Schreibstil mit Charles-Bukowski-Erfahrung. Ja, die gibt es, er habe Bukowski gelesen, ihn als großartigen Autor kennengelernt. Er habe Einfluss auf seine Arbeit genommen wie einige andere Autoren auch, Herbert Achternbusch, Mickey Spillane, Konrad Bayer.


Mit dem Münchner (Krimi-)Autoren Friedrich Ani ist Dobler nach eigenen Worten seit Langem gut befreundet, er habe ihn bestärkt, einen Schritt weiterzugehen. Er schätze ihn sehr, finde ihn sehr vorbildlich, Dobler und Ani seien gegenseitig Fans voneinander. Was sein künftiges Schaffen anbelangt, habe er keine bestimmten Themen, über die er unbedingt noch schreiben möchte. Was man von Dobler aber nicht erwarten brauche, sei ein Heimatkrimi. Heimatkrimis empfinde er als eine Art Krimi-Comedy, nicht sein Stil, eher ein Feindbild.
Seit geraumer Zeit schon engagiert sich Dobler auch politisch, im Augsburger Flüchtlingsrat gegen Abschiebung. Sein Motiv: „Ich wollte etwas für die Gesellschaft tun, die viel für mich getan hat, empfinde das Engagement als sinnvoll.


Und dann die Frage nach der Rolle der Musik in seinem Leben. Obwohl Dobler selbst kein Instrument spielt, sei ein Interesse immer da gewesen, es habe sich bis heute weiterentwickelt. „Ich habe jahrelang für die Süddeutsche Zeitung über Country-Musik geschrieben, einen Randbereich, jetzt kaum noch ein Thema.“ Sporadisch gibt es Franz Dobler auch als Disc-Jockey zu erleben. Seine Einschätzung dazu: Ich bin kein Top-Verdiener-DJ. Aber es war eine gute Stütze, als Musik-Autor näher an der Musik zu sein. Platten aufzulegen, war ein Teil der Arbeit.“ Eine Rolle spielt die Musik schließlich bei Lesungen, die Dobler immer wieder und „ganz gerne“ hält. Beim Vorlesen drohe Langeweile. Daher habe er angefangen, zwischen den Texten Musik laufen zu lassen – mit Erfolg.
Michael Siegel


Zur Person

Franz Dobler wurde 1959 in Schongau geboren. Seit 1991 lebt er mit Frau und Tochter in Augsburg. Dobler ist Schriftsteller, Journalist und Disc-Jockey. Neben Romanen und Erzählungen veröffentlicht er Sachbücher und ist als Herausgeber tätig, vor allem für Musik-Kompilationen. Ein Schwerpunkt dieser Tätigkeit gilt der Country-Musik. Nicht zuletzt wegen seiner Johnny-Cash Biografie (2002) gilt Dobler als Koryphäe der Country-Musik. Der Durchbruch zum Bestsellerautor gelang ihm in jüngster Zeit: Franz Dobler wird für seine Krimis „Ein Bulle im Zug“ (2014) und „Ein Schlag ins Gesicht“ (2016) von Publikum und Feuilletons gefeiert. 2015 erhielt er den Deutschen Krimipreis.


Fotos: Klaus Rainer Krieger